Potenziale in der Lieferkette erkennen
Das 20. Jahrhundert ist geprägt von zahlreichen Krisen, die die globalen Lieferketten stark belasten. Die durchschnittlichen jährlichen Kosten für Lieferkettenstörungen betragen mehr als 80 Millionen US-Dollar je Unternehmen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, ist es deshalb essenziell, die Potenziale innerhalb der eigenen Lieferkette zu erkennen.
Das Spektrum der Risiken in der Lieferkette ist breit gefächert und mit viel Unsicherheit behaftet, sodass es fast unmöglich erscheint, alle zu bewältigen. Das Risikomanagement in der Lieferkette muss sich deshalb auf die wichtigsten Risiken, die den Geschäftserfolg am stärksten beeinflussen, konzentrieren. Besondere Aufmerksamkeit liegt dabei auf den für den Geschäftserfolg entscheidenden Produktionsfaktoren, ohne die das Unternehmen nicht weiter produzieren kann.
Proaktive Strategien zur Erkennung von Potenzialen in den Lieferketten
Diese fünf Leitlinien dienen als Rahmen und helfen Teams im Einkauf, vorausschauend zu planen und Potenziale in der Lieferkette erfolgreich zu erkennen.
1. Den Blick auf die Lieferantenlandschaft erweitern
Der Beschaffungsmarkt unterliegt einem ständigen Wandel, der von externen und internen Ereignissen abhängt. Sei es, dass ein Unternehmen den Kampf um Marktanteile gegen seine Konkurrenten verliert oder dass der Ausbruch eines Konflikts den Versand aus einem Land plötzlich unmöglich macht. Da sich die Umstände häufig ändern, ist es wichtig, dass die Lieferantendaten laufend überwacht und aktualisiert werden, um Veränderungen in allen Bereichen zu berücksichtigen, die Ihre Lieferkette stören könnten.
Die Annäherung an die Echtzeitüberwachung von Lieferkettendaten hilft dem Unternehmen dabei, ein umfassenderes Verständnis für aktuelle Ereignisse und deren Auswirkungen auf Liefernetzwerke und
-abläufe zu entwickeln. Es ist sogar möglich, Muster zu erkennen, die das Auftreten von Schwachstellen oder Störungen signalisieren können, bevor sie eine ernsthafte Bedrohung darstellen.
2. Aktualisierung und Optimierung der Kriterien bei der Lieferantenauswahl
Erfahrene Procurement-Teams wählen ihre Lieferanten nicht mehr ausschliesslich auf Basis der Kosten aus, da diese wenig über das Reputationsrisiko oder die Schockresistenz eines Lieferanten aussagen. Die Palette der Kriterien, die in der Regel auf Lieferanten angewandt werden, hat sich erweitert und umfasst nun auch Faktoren wie bisherige Leistung, geografischer Standort, finanzielle Stabilität, Unternehmensleitung und Reputation in der Branche, wodurch ein ganzheitlicheres Bild der Risiken entsteht, die sie darstellen.
Der Zugang zu umfassenden und aktuellen Lieferantendaten macht eine solche Bewertung möglich. Selbst wenn eine Liste von Qualitätslieferanten erstellt wurde, ist es sinnvoll, Beziehungen zu alternativen Lieferanten aufzubauen und zu pflegen, die schnell eingesetzt werden können, falls Ihre bevorzugten Lieferanten plötzlich nicht mehr in der Lage sind, Ihre Anforderungen zu erfüllen.
3. Proaktive Minderung des Lieferantenrisikos
Teams im Einkauf können eine wichtige Rolle bei der Zukunftssicherung des Unternehmens spielen, indem sie verlässliche Informationen über Lieferanten bereitstellen, um eine proaktive Planung zu unterstützen.
Datengesteuerte Technologien können Trends im Versorgungsnetz aufzeigen, sich ändernde Risikoniveaus nahezu in Echtzeit verfolgen und Risikobereiche identifizieren, die eine genauere Untersuchung erfordern. Durch Weitergabe dieser Erkenntnisse an das gesamte Team kann das Procurement die Führungskräfte dabei unterstützen, die richtigen Entscheidungen zu treffen, bevor Störungen auftreten, und Einblicke in den künftigen Zustand der Lieferkette geben. Das unterstreicht die Fähigkeit der Beschaffung, eine strategischere Rolle im Unternehmen zu spielen.
4. Skalierbarkeit der Beschaffung durch ESG erhöhen
CPOs sind sich zunehmend der Bedeutung von ESG-Daten über Lieferanten bewusst, da diese einen umfassenderen Überblick über die Fähigkeit der Partner bieten, zu wachsen und den sich verändernden Anforderungen an Compliance und Nachhaltigkeit gerecht zu werden. In einer CPO-Umfrage von Deloitte rangiert ESG auf der Liste der wichtigsten Prioritäten der Beschaffungsteams sogar an zweiter Stelle nach der betrieblichen Effizienz.
Einige Teams im Einkauf gehen über die Überprüfung der grundlegenden ESG-Konformität hinaus und nutzen ESG-Daten auf vielfältige Weise, um eine nachhaltige Skalierung der Lieferketten zu gewährleisten, zum Beispiel durch die Identifizierung von Wachstumschancen und die Vertiefung der Zusammenarbeit mit Lieferanten, um Innovationen voranzutreiben oder deren Umwelteffizienz zu fördern. Robuste ESG-Daten helfen Beschaffungsteams, die gesamte Wertschöpfungskette positiv zu beeinflussen.
5. Stärkere Verhandlungsposition durch ein besseres Datenmanagement
Trotz der Fokussierung auf ESG-Ziele wird die Beschaffungsleistung immer noch durch ihre Fähigkeit definiert, Kosteneinsparungen zu erzielen. Best Practices im Beschaffungsdatenmanagement, wie zum Beispiel das Clustern von Lieferantenstammdaten, helfen dem Unternehmen, Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung auf Unternehmensebene zu erkennen und zu nutzen. Sie zeigen mögliche Bereiche für eine Konsolidierung oder Überschneidungen auf.
Bessere Einblicke in Unternehmenshierarchien, Verflechtungen und Eigentumsverhältnisse, die mit einer besseren Risikoaufklärung einhergehen, können zudem die Verhandlungsposition der Beschaffung gegenüber aktuellen und potenziellen Lieferanten stärken.