Niedrigerer USDJPY auf beiden Seiten gewünscht

Die US-Wahl bleibt im Fokus der Finanzmärkte und hat auch für Japan weitreichende Folgen. Auch in Japan wurde vor Kurzem gewählt. Die Wahl von Shigeru Ishiba zum Präsidenten der Liberaldemokratischen Partei (LDP) führte zur Auflösung des Unterhauses und zu Neuwahlen, bei denen die regierende Koalition ihre Mehrheit verlor. Premierminister Ishiba wurde vom Parlament im Amt bestätigt, hält nun jedoch eine Minderheitsregierung ohne absolute Mehrheit im Unterhaus. Um den Haushalt und Gesetze im Parlament verabschieden zu lassen, muss Ishiba mit den Oppositionsparteien, höchstwahrscheinlich mit der Demokratischen Partei für das Volk, die eine Einkommens- und Benzinsteuerermässigung fordert, Kompromisse eingehen. Das Zusatzbudget für ein Konjunkturpaket wird in Kürze beschlossen. Mit diesem wird ein Fonds von über 10 Billionen JPY für die Unterstützung von Investitionen in die künstliche Intelligenz und in Halbleiter im kommenden Jahrzehnt eingerichtet. Die fiskalische Unterstützung der Wirtschaft wird unserer Ansicht nach dazu beitragen, dass ein moderates Wachstum bis ins nächste Jahr intakt bleibt. Was die Geldpolitik betrifft, wird die Bank of Japan (BoJ) auf einem Normalisierungspfad bleiben, da das neue Machtgefüge zu fragil sein wird, um Einfluss auf die Entscheidungen der BoJ auszuüben.

Wie allgemein erwartet, hielt die BoJ bei ihrer Sitzung am 31. Oktober ihre Geldpolitik unverändert bei. Das Ziel für den kurzfristigen Zinssatz bleibt bei etwa 0,25 Prozent. Im Rahmen ihrer Einschätzung der Konjunktur erklärte die BoJ, dass die aktuellen wirtschaftlichen und preislichen Bedingungen mit ihrem prognostizierten Wirtschaftsszenario übereinstimmen. Im aktualisierten Ausblick bleiben die Prognosen für den Kernkonsumentenpreisindex für 2024 und 2026 unverändert, während der Ausblick für 2025 nach unten korrigiert wurde. Die BoJ betont weiterhin die «Aufwärtsrisiken» in ihrer Risikobewertung, was auf einen Fokus auf potenziellen inflationsbedingten Druck hinweist.

Die BoJ bleibt entschlossen, den Weg in Richtung Zinsnormalisierung fortzusetzen. Nach der Sitzung im September haben wir unsere Zinserwartungen für die BoJ angepasst und prognostizieren die nächste Zinserhöhung im Dezember – und somit sechs Monate früher als zuvor erwartet. Damals haben wir mehrere Faktoren skizziert, die die Geldpolitik der BoJ in den nächsten sechs Monaten beeinflussen könnten, darunter: 1) das Ergebnis der Wahl für den LDP-Vorsitz, 2) die Nachhaltigkeit von Löhnen und privatem Konsum und 3) die Risiken an den Währungsmärkten. Inzwischen sind wir der Ansicht, dass sich die Be­dingungen in Bezug auf die Faktoren 2 und 3 in Richtung einer Unterstützung für eine Zinserhöhung im Dezember entwickelt haben. In Bezug auf Punkt 2 zeigten die Reallöhne im August einen Erholungstrend.

Kurzfristig kann das Aufwärtsrisiko von USDJPY in Richtung 158 bis 160 nicht ausgeschlossen werden, sollten die Renditen von US-Anleihen weiter steigen. Wir denken jedoch, dass ein Anstieg auf 160 wahrscheinlich eine verbale oder tatsächliche Intervention der japanischen Behörden nach sich ziehen wird, so wie im April, Mai und Juli 2024. Über das kurzfristige Aufwärtsrisiko hinaus zeigen unsere Prognosen für den USDJPY-Wechselkurs im Verlauf des Jahres 2025 nach unten. Erstens glauben wir, dass der Zinssenkungszyklus der US-Notenbank Fed weiterhin niedrigere US-Anleiherenditen rechtfertigt, selbst wenn die Lockerung durch die Fed weniger aggressiv ausfällt als in unserem Basisszenario, das derzeit Senkungen um 100 Basispunkte im Jahr 2025 vorsieht. Zweitens denken wir, dass die aktuellen USDJPY-Niveaus höher sind, als das die Renditedifferenzen rechtfertigen. Die Differenzen der zehnjährigen Realrenditen zwischen den USA und Japan deuten darauf hin, dass USDJPY Spielraum hat, auf 145 bis 146 zu fallen. Drittens denken wir, dass erhöhte Handelsspannungen und die Angst vor den Auswirkungen auf das globale Wachstum mit einem stärkeren Yen im Jahr 2025 einhergehen.