Schweizer Industrie verzeichnet Wachstumsschwäche

Die globale Wachstumsverlangsamung hat auch die Schweiz erreicht: Nach einem starken Wachstum im 1. Quartal dieses Jahres (+0,3 Prozent, bereinigt um Sondereffekte von Sportveranstaltungen sogar um +0,9 Prozent) blieb das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Schweiz im 2. Quartal 2023 unverändert (+0,0 Prozent). Die Wertschöpfung der Industrie ging zurück, während der Dienstleistungssektor erneut überdurchschnittlich wuchs.

Der Ausblick für die Industrie ist bis auf Weiteres trüb. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) der Industrie verharrte im August trotz leichtem Anstieg weit unterhalb der Wachstumsschwelle. Zudem dürfte die Nachfrage aus dem Ausland in den kommenden Monaten rückläufig bleiben. Unser Exportbarometer, das den Konjunkturverlauf in den wichtigsten Abnehmerländern der Schweizer Exportindustrie erfasst, liegt ebenfalls deutlich unterhalb der Wachstumsschwelle. Zumindest liegt es weiterhin klar über den Ständen der Rezession in der Finanzkrise oder der Coronapandemie.

Vor dem Hintergrund der getrübten Industriestimmung hat sich die globale Nachfrage nach Schweizer MEM-Exporten weiter abgekühlt. Im 2. Quartal 2023 verzeichneten die MEM-Exporte im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang, allen voran der Metallsektor. Die Ausfuhren in alle wichtigen Abnehmerländer nahmen ab, insbesondere nach Europa und Asien. Auch in die USA wurden weniger MEM-Güter exportiert als noch im Jahr zuvor. Die an­haltende Schwäche in der Industrie dürfte in den kommenden Monaten auf der MEM-Branche und ihren Exporten lasten.

Die Pharmabranche scheint nicht von der globalen Nachfrageschwäche verschont zu bleiben, waren doch ihre Exporte im 2. Quartal 2023 im Vorjahresvergleich rückläufig. Dieser Rückgang trug massgeblich zur Verlangsamung der Schweizer Gesamtexporte bei. Die pharmazeutischen Ausfuhren in die meisten Exportmärkte fielen tiefer aus als noch im Vorjahr, so auch in die wichtigen Destinationen USA und Deutschland. Einzig nach Italien wurde ein Anstieg verzeichnet. Eine starke Abschwächung der Pharmaexporte in den kommenden Monaten ist jedoch nicht zu erwarten, da diese tendenziell weniger zyklisch sind als die Ausfuhren anderer Branchen.

Die Exporte der Uhrenindustrie stachen im 2. Quartal 2023 indes besonders positiv hervor, denn im Gegensatz zu den meisten anderen Branchen setzte sich das Exportwachstum hier weiter fort. Jüngst legten vor allem die Ausfuhren in die asiatischen Abnehmerländer im Vorjahresvergleich deutlich zu, allen voran nach China und Hongkong. Zugleich verlangsamten sich die Exporte in die USA und in weite Teile Europas. Im weiteren Jahresverlauf könnten die weltweit schwachen Wirtschaftsaussichten das Wachstum der Uhrenexporte etwas bremsen, wie sich das in Europa und den USA bereits andeutet.

Trotz Nullwachstum im 2. Quartal sowie allen Unsicherheiten und der schwierigen Situation der Exportwirtschaft erachten wir die Gefahr für eine Rezession in der Schweiz insgesamt weiterhin nur als klein. Wir erwarten für 2023 ein BIP-Wachstum von 0,7 Prozent.

Nachfrage im Ausland bleibt schwach
Exportbarometer und -wachstum in Standardabweichungen, Wachstumsschwelle = 0

Quelle: Haver Analytics, Datastream, Credit Suisse

Industriestimmung lastet auf MEM-Exporten
Wachstum der MEM-Exporte gegenüber Vorjahr, Wachstumsbeitrag nach Ländern

Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse