Nur begrenztes Exportwachstum zu erwarten

Trotz Energiekrise, Inflationssorgen und Krieg in der Ukraine ist der Blick in den konjunkturellen Rückspiegel erfreulich: 2022 resultierte ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts von 2,1 Prozent. Selbst im Schlussquartal schrumpfte die Wirtschaftsleistung nicht, sie stagnierte aber quasi. Insbesondere die Wertschöpfung in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) war jedoch seit dem 3. Quartal rückläufig.

Das Exportwachstum der MEM-Industrie verlor zudem im 4. Quartal abermals an Schwung. Zwar lagen die Exporte über dem Wert der Vorjahresperiode, aber nur knapp. Die Ausfuhren in die USA entwickelten sich weiterhin positiv. Nach Europa im Allgemeinen und nach Deutschland im Besonderen wurden jedoch weniger MEM-Güter exportiert. Für die kommenden Monate besteht das Risiko, dass das Wachstum der Exporte in die USA weiter nachlassen könnte, da sich die dortige Industriestimmung deutlich im negativen Bereich bewegt – ähnlich wie in den meisten wichtigen Abnehmerländern der Schweizer Exportindustrie. Für die Eurozone haben sich die Aussichten immerhin etwas aufgehellt, denn eine Rezession dürfte dank einer entspannteren Energiesituation wohl vermieden werden können. Ein positiver Impuls für die MEM-Exporte sollte mittelfristig von der Aufhebung der Covid-19-Massnahmen in China ausgehen. Diese Lockerungen sollten dem dortigen Wirtschaftswachstum im 1. Halbjahr Auftrieb geben, was sich in der 2. Jahreshälfte auf den Rest der Welt positiv auswirken dürfte.

Die Pharmaexporte waren im 4. Quartal 2022 gegenüber der Vorjahresperiode rückläufig. Das war vor allem auf abnehmende Ausfuhren innerhalb Europas, insbesondere nach Spanien, Deutschland und Italien, zurückzuführen. Die Exporte nach China stiegen derweil im Vergleich zum Vorjahresquartal weiter. Für die nächsten Monate erwarten wir, dass sich die Pharmaexporte stabil entwickeln.

Die Uhrenexporte konnten sich im 4. Quartal 2022 ungefähr auf dem hohen Niveau des Vorquartals halten. 2022 war insgesamt ein Rekordjahr für die Uhrenindustrie, trotz des Rückgangs der Ausfuhren in das wichtige Abnehmerland China und nach Hongkong, die in den Jahren zuvor Destination für mehr als 20 Prozent der Uhrenexporte waren. Das Wachstum wurde indessen insbesondere durch Ausfuhren in die USA und nach Europa gestützt. In den kommenden Monaten dürften die Öffnungsschritte in China und Hongkong nach Covid-19 der hiesigen Uhrenindustrie positive Impulse verleihen.

Insgesamt wird die Exportindustrie derzeit durch eine schwache Nachfrage aus dem Ausland gebremst, hat sich doch das globale Wirtschaftswachstum weiter abgeschwächt. Immerhin haben gewisse Bremsfaktoren in jüngster Zeit etwas nachgelassen, jedoch setzen die hohe Inflation und die Zinswende dem Wachstum bis auf Weiteres enge Grenzen. In der Summe wird das Wirtschaftswachstum der Schweiz 2023 – entsprechend demjenigen der Weltwirtschaft – deutlich schwächer sein als im Vorjahr. Wir prognostizieren für 2023 ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts von 0,8 Prozent, nach 2,1 Prozent im Jahr 2022.

MEM-Exporte verlieren an Schwung

Wachstum der MEM-Exporte gegenüber Vorjahr, Wachstumsbeitrag nach Ländern

Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse

Rekordhohe Uhrenexporte im Jahr 2022

Uhrenexporte in CHF Mio., nach Ländern, saisonbereinigt

Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse