Eine Chance für Unternehmer: Übernehmen statt gründen
Die unzähligen Start-up-Initiativen und Finanzierungsprogramme vermitteln den Eindruck, die Firmengründung sei der einzige Weg zum Unternehmertum. Ein Blick auf die Statistik relativiert das Bild. Den jährlich rund 40 000 neu gegründeten Firmen stehen über 600 000 etablierte Unternehmen gegenüber. Und darunter sind nicht wenige, die einen Käufer suchen – sei es im Rahmen von ausserfamiliären Nachfolgeregelungen oder von Firmenausgliederungen aus grösseren Konzernen.
Wer also nicht bei null beginnen und von Grund auf Produkte oder Dienstleistungen entwickeln und die dazugehörige Wertschöpfungskette aufbauen will, sollte übernehmen, anstatt zu gründen. Das Weiterführen von Unternehmen mit solider Basis, die sich über verschiedene Marktzyklen hinweg bewährt haben und Wachstumspotenzial aufweisen, ist ein valabler alternativer Weg ins Unternehmertum. Zudem dient sie der Schweizer Wirtschaft, denn bestehende Arbeitsplätze, Wertschöpfung und Know-how bleiben erhalten, und der Werkplatz Schweiz wird gestärkt.
Bei Nachfolgeregelungen erfolgt die Übergabe allerdings bislang erst in zwei von zehn Fällen an unternehmensinterne Käufer (Management Buy-out). In vier von zehn Fällen wird das Unternehmen an unternehmensexterne Käufer veräussert (Management Buy-in). Nicht selten kommen Firmen so in ausländische Hände. Dadurch steigt das Risiko der Verlagerung von Arbeitsplätzen in andere Länder, womit hierzulande Wertschöpfung und Know-how verloren gehen.
Dass Firmen bisher eher selten durch bestehende Führungskräfte übernommen werden, liegt kaum an zu wenig Mut oder mangelnden unternehmerischen Fähigkeiten. Vielmehr ist davon auszugehen, dass eine Firmenübernahme oft die finanziellen Möglichkeiten der Führungskräfte sprengt. Und selbst wenn sie das erforderliche Kapital aufbringen können, fehlen in der Folge die Mittel, die Firma nachhaltig weiterzuentwickeln.
Private Equity stärkt den Werkplatz Schweiz
Schweizer Private-Equity-Firmen, die sich als langfristig orientierte Finanzierungspartner von Schweizer KMU verstehen, können hier eine wichtige Rolle übernehmen. Als aktive Investoren nehmen sie Einsitz im Verwaltungsrat, bringen ihre strategische Erfahrung sowie ihr Netzwerk ein und fördern damit die zukunftsfähige Weiterentwicklung und das Wachstum der Unternehmen in der Schweiz.
Interessant hier sind die sogenannten «offenen» (auf English «Evergreen») Fonds. Diese verfügen über eine unbegrenzte Laufzeit und bieten so eine stabile und langfristige Weiterentwicklung der Unternehmen gegenüber klassischen Private-Equity-Fonds, die eine im Voraus bestimmte Laufzeit haben und bis zu diesem Zeitpunkt die Beteiligungen weiterverkauft, d. h. den Exit realisiert, haben müssen. Das langfristige Engagement in etablierte, profitable KMU als stabile Anker- oder Mehrheitsaktionärin von Evergreen-Fonds wird vor allem von Schweizer Pensionskassen als Kapitalgeber sehr geschätzt. Somit haben einerseits Pensionskassen langfristige Renditen, andererseits Unternehmen Kapital von stabilen und langfristig orientierten Kapitalgebern.
Ein gutes Beispiel illustriert die 1903 im Kanton Freiburg gegründete Condis AG, der Marktführer in der Entwicklung und Produktion von Hochspannungskondensatoren für öffentliche Infrastrukturen auf der ganzen Welt. 2003 war das Traditionsunternehmen an einen amerikanischen Konzern verkauft worden, der Kondensatoren im Niederspannungsbereich herstellt. Nachdem sich die Synergien nicht im erhofften Ausmass einstellten, schob das Mutterhaus Investitionen in die Schweizer Tochter zunehmend auf und entschloss sich 2018, den Firmenteil zu veräussern.
Für das Management in der Schweiz, das dem Unternehmen teilweise schon bis zu 30 Jahren die Treue gehalten hatte, war klar, dass die Condis AG wieder in Schweizer Hand kommen sollte. Zusammen mit der Renaissance Anlagestiftung, welche sich speziell auf Nachfolgeregelungen und Management Buy-outs in der Schweiz fokussiert hat, übernahm das Management die Condis AG und nutze die Chance, Miteigentümer zu werden, da sie von der Zukunftsfähigkeit der Firma überzeugt waren.
Der beherzte Schritt des Managements ins Unternehmertum hat der Firma frischen Schwung verliehen. So hat die Condis AG am angestammten Standort in Rossens inzwischen in eine neue Produktionshalle investiert, in der unter anderem ein modernes Versuchslabor eingerichtet wurde, das auch Kunden und Forschungspartnern offensteht. Überdies haben sie eine Service-Einheit gegründet, die Kunden über den reinen Verkauf der Hochspannungskondensatoren hinaus in Betrieb und Unterhalt ihrer Infrastruktur unterstützt.
Neue Opportunitäten für Unternehmen
Beispiele wie die Condis AG zeigen auf, dass ein engagiertes Management mit der Unterstützung von Schweizer Private-Equity-Firmen die Kernidentität, die Dynamik und die Tradition der Unternehmen weiterführen kann, ohne dass ein Unternehmen an ausländische Investoren verkauft werden muss. So können interne Lösungen bei der Nachfolgeregelung gefunden und durch Evergreen-Fonds langfristige Ziele zum Wachstum weitergeführt werden. Dies schafft völlig neue Opportunitäten für Unternehmer und Firmeninhaber, den Standort Schweiz zu stärken und die Besitzrechte in der Schweiz selbst zu behalten. Über Renaissance: Die 1997 gegründete Anlagestiftung Renaissance ist die einzige, welche ausschliesslich Direktanlagen in nicht-kotierte Schweizer KMU tätigt. Über Nachfolgeregelungen oder Firmenausgliederungen, bei denen Renaissance als langfristiger und nachhaltiger Investor auftritt, wird so ein Beitrag zur Förderung der Schweizer KMU-Landschaft geleistet. Als Kapitalgeber dienen ausschliesslich Schweizer Pensionskassen, welche mit ihrer langfristigen Ausrichtung als idealer Partner zur Seite stehen. Die Anlagestiftung Renaissance verwaltet ein Investitionsvermögen von Franken 400 Millionen von 45 Schweizer Pensionskassen.