«Cash is king» war einmal, auch in Südostasien

Im Jahr 2018 hatten laut Weltbank 23 Prozent der indonesischen Bevölkerung Zugang zu Leitungswasser. Seit den 1970er-Jahren schwankte der Wert für die Stadtbevölkerung zwischen 25 und 35 Prozent. Etwas ganz anderes hat sich hingegen viel schneller verbreitet: Laut Weltbankstatistiken hatten im Jahr 2010 nur etwa 10 Prozent der Bevölkerung Zugang zum Internet. 2022 war der Anteil an regelmässigen Nutzer*innen bereits auf zwei Drittel der Bevölkerung angewachsen. Die höchsten Internetnutzungsraten in Südostasien werden in Singapur und Malaysia mit fast 100 Prozent erreicht, aber ebenso Thailand (87 Prozent) oder Vietnam (79 Prozent) haben eine vernetzte Bevölkerung.

Mit der Ausbreitung des Internets hat die digitale Wirtschaft in Südostasien einen starken Aufschwung erlebt. Erträge von Unternehmen, die in digitalen Wirtschaftszweigen tätig sind, haben sich laut einer Studie von Google, Temasek und Bain & Company in den letzten acht Jahren verachtfacht. Zahlungen und Kreditvergabe erfolgen zunehmend digital: Seit 2023 macht der Anteil an Bargeldtransaktionen in Südostasien weniger als die Hälfte des gesamten Bruttotransaktionsvolumens aus. Bis 2030 wird erwartet, dass der Anteil von Bargeldtransaktionen auf ein Drittel sinkt. Luft nach oben für digitale Bankdienstleistungen existiert aber weiterhin: In Indonesien beispielsweise hatten im Jahr 2021 nur 52 Prozent der Bevölkerung ein Bankkonto, obwohl diese Zahl in den letzten Jahren deutlich gestiegen war.

Eine höhere Effizienz bei Transaktionen und zunehmende finanzielle Inklusion sollten sich gesamtwirtschaftlich positiv auswirken, vor allem in den weniger stark entwickelten Teilen Südostasiens. Die digitale Transformation erreicht zudem in der Region eine im Vergleich zu den Industrieländern junge Bevölkerung. Ausserdem wird der Urbanisierungsgrad wohl noch zunehmen. Das sollte dem Onlinehandel, Fahrdienste-Apps und Essenslieferdiensten zugutekommen.

Für Regierungen, Regulatoren und Zentralbanken ergeben sich aus der Währungsperspektive einige Anknüpfungspunkte: Digitales Zentralbankgeld wird in einer Reihe von Pilotprojekten in Singapur getestet, wohingegen Indonesien und die Philippinen noch eher am Anfang der Entwicklung stehen. Start-ups oder bereits etablierte Unternehmen in der digitalen Wirtschaft können attraktive Ziele für ausländische Investoren werden, die ihre Technologieallokationen breiter streuen wollen. Allerdings muss darauf geachtet werden, dass eine zunehmende Digitalisierung lokale Konsument*innen nicht zu offen für digitale Konkurrenz aus dem Ausland macht. Das könnte auf der Leistungsbilanz lasten. Regulierung wird entsprechend auch für die Währungen eine Rolle spielen.Natürlich gibt es für Lokalwährungen andere Einflussfaktoren, die das tägliche Marktgeschehen stärker prägen als die Trends in der Digitalwirtschaft. Generell sollten die erwarteten Zinssenkungen der US-Notenbank Fed positiv für die südostasiatischen Währungen sein. Ein Risiko stellen aber die US-Präsidentschaftswahlen dar, insbesondere falls je nach Wahlausgang weitere Barrieren im Handel folgen sollten. Aber auch hier muss man bedenken, dass einige Zölle längerfristig positiv für Länder sein können, die von sich verschiebenden Lieferketten profitieren können – Malaysia, Indonesien und Vietnam gehören zu den potenziellen Nutzniessern.