Globale Nachfrageschwäche belastet Exportaussichten

Der Blick in den konjunkturellen Rückspiegel zeigt ein positives Bild: Im 1. Quartal 2023 stieg das Schweizer Bruttoinlandprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 0,3 Prozent. Der positive Rückblick kontrastiert indes mit durchzogenen Aussichten. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) der Industrie, ein aus der Einkaufsmanagerbefragung ermittelter Vorlaufindikator, ist im Mai weiter gesunken und liegt mittlerweile deutlich unter der Wachstumsschwelle. Das Produktionsvolumen nimmt seit Beginn des 2. Quartals verbreitet ab, und rückläufige Auftragsbestände lassen keine baldige Trendwende erwarten.

Insbesondere dürfte sich die Nachfrage aus dem Ausland weiter abschwächen. In praktisch allen Abnehmerländern der Schweizer Exportindustrie ist die Industriestimmung mittlerweile pessimistisch. Sowohl in den USA als auch in der Eurozone befinden sich die Einkaufsmanagerindizes für die Industrie deutlich unter der Wachstumsschwelle und auf den tiefsten Werten seit 2020. So setzte das Credit-Suisse-Exportbarometer, das die ausländische Nachfrage nach Schweizer Produkten abbildet, seinen Abwärtstrend jüngst weiter fort und lag im Mai deutlich unter der Wachstumsschwelle (−0,8 Punkte).

Die getrübte Industriestimmung widerspiegelt sich bereits in der Schweizer Exportdynamik. Besonders die Exporte der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM-Industrie), die rund 16 Prozent der Schweizer Ausfuhren ausmachen, verloren jüngst weiter an Schwung. Im 1. Quartal 2023 gingen die Ausfuhren von MEM-Gütern innerhalb Europas deutlich zurück, allen voran jene der Metallindustrie.

Weiterhin dynamisch entwickelten sich unterdessen die Pharmaexporte zu Beginn des Jahres 2023. Sie blieben von den Konjunktursorgen weitgehend unberührt, und die Lieferungen in die USA und nach Europa nahmen sogar zu. Die Exporte nach Asien, vor allem nach Japan, waren derweil im Vergleich zum Vorjahr rückläufig. Aufgrund ihrer geringeren zyklischen Abhängigkeit dürften die Pharmaexporte folglich in den kommenden Monaten weiter zunehmen.

Ferner konnten die Uhrenexporte erneut zulegen und erreichten im 1. Quartal 2023 mit einem Wert von 6,6 Milliarden Franken abermals einen neuen Rekord. Aufgrund der Lockerungen der Covid-19-Massnahmen in China stiegen die Exporte nach Hongkong deutlich. Das Exportwachstum nach China fiel derweil geringer aus. Die Uhrenexporte in wichtige europäische Abnehmerländer wie Deutschland, Frankreich und Italien sowie in die USA entwickelten sich ebenfalls dynamisch. Indessen bergen die schwachen Wirtschaftswachstumsaussichten im weiteren Jahresverlauf Risiken für die künftigen Uhrenexporte.

Insgesamt erachten wir trotz allen Unsicherheiten und der schwierigen Situation der Exportwirtschaft das Risiko für eine Rezession nach wie vor als klein. Wir rechnen daher in diesem Jahr mit einem BIP-Wachstum von etwas weniger als 1 Prozent.

Credit-Suisse-Exportbarometer setzt Abwärtskurs fort
In Standardabweichungen, Wachstumsschwelle = 0

Quelle: Haver Analytics, Datastream, Credit Suisse

Uhrenexporte nach Hongkong steigen
Wachstum der Uhrenexporte gegenüber Vorjahr, Wachstumsbeitrag nach Ländern

Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse