
Schweizer Wirtschaft verliert an Dynamik
Das Schweizer Wirtschaftswachstum büsst nach einem starken Jahresstart an Dynamik ein. Das Bruttoinlandprodukt (BIP) wuchs im zweiten Quartal 2025 sowohl bereinigt um Sportevents als auch unbereinigt um 0,1 Prozent im Vorquartalsvergleich.
Nachdem die Exporte im ersten Quartal aufgrund von Vorzieheffekten im Zusammenhang mit Zöllen deutlich zugelegt hatten, waren sie zwischen April und Juni rückläufig, besonders im Pharmabereich. Seit April stieg zudem der effektive Zollsatz auf Schweizer Warenexporte in die USA deutlich an. Der Konsum hingegen legte im Vergleich zum Vorquartal zu. Insgesamt konnte so der Rückgang in der Industrie vom Wachstum des Dienstleistungssektors kompensiert werden.
Ungewisser Zollausblick
Wir gehen davon aus, dass das Wachstum der Schweizer Wirtschaft im Jahr 2025 dank der robusten ersten Jahreshälfte insgesamt, auf um Sportevents bereinigter Basis, bei 1,3 Prozent liegt. Die Zölle und die Unsicherheit, auf welchem Niveau diese Zölle letztlich liegen werden, dürften die Schweizer Wirtschaft deutlich belasten und zu einer leichten Schrumpfung in der zweiten Jahreshälfte führen.
Der Ausblick für die zweite Jahreshälfte und das Jahr 2026 hängt unter anderem davon ab, wie sich die Zollverhandlungen mit den USA weiterentwickeln. Seit dem 7. August gilt ein 39-prozentiger Zollsatz auf Schweizer Importe in die USA. Sollte dieser mittelfristig in Kraft bleiben, könnte das Schweizer BIP-Wachstum über die nächsten vier Quartale um bis zu 0,4 Prozentpunkte tiefer liegen als prognostiziert.
Daneben sind noch Verfahren zu sektorspezifischen Zöllen gemäss Section 232 hängig, in deren Fokus besonders die Pharmaindustrie steht. Wir gehen davon aus, dass sie mit hohen Zöllen konfrontiert sein wird, ausser die Firmen erklären sich bereit, künftig den US-Markt aus den Vereinigten Staaten zu beliefern. Die Schweizer Pharmaindustrie könnte mittelfristig in den USA genügend Produktionskapazitäten schaffen, um damit den amerikanischen Markt zu versorgen. Das dürfte dazu führen, dass der Handelsbilanzüberschuss der Schweiz schmilzt und mittelfristig das Wachstum leidet. In der kurzen Frist würden diese Effekte aber weniger ausgeprägt sein.
Impulse aus Europa im Jahr 2026
Erst im Verlauf der zweiten Hälfte des nächsten Jahres erwarten wir, dass die Schweizer Wirtschaft die Schwächephase überwindet. Während das Wachstum in der Eurozone 2025 ebenfalls unter den US-Zöllen leidet, dürfte das deutsche Fiskalpaket 2026 seine Wirkung entfalten, das europäische Wachstum unterstützen und somit auch der Schweizer Konjunktur Impulse verleihen.
Das Exportbarometer deutet im August trotz des aktuellen handelspolitischen Umfelds eine leichte Verbesserung an. Dahinter steckt vor allem die Entwicklung in der Eurozone, wo die Industrie-Einkaufsmanagerindizes jüngst über die Wachstumsschwelle von 50 Punkten gestiegen sind. Das könnte im Zusammenhang mit dem US-EU-Handelsdeal stehen, der die Unsicherheit für die Unternehmen in der Eurozone reduziert hat. Der grösste Dämpfer für das Schweizer Exportbarometer stammt zurzeit aus den USA, wo die Industriestimmung nach wie vor eher getrübt ist.


Effektiver Zollsatz in die USA stieg auf rund 5 Prozent Effektiver Zollsatz in Prozent und Anteil zollpflichtiger Schweizer Warenexporte Quellen: BAZG, UBS | Nachlassender Gegenwind aus Europa stützt Exportbarometer In Standardabweichungen Quellen: Macrobond, UBS |