Schrittweise Marktentwicklung in Indien 

Einmal im Leben zum Vaishno-Devi-Tempel der Göttin Shakti zu pilgern, gehört in Indien zu den Zielen jedes gläubigen Hindus. Die Reise zum Tempel im Bundesstaat Jammu und Kashmir ist lang und beschwerlich. Und lange Zeit bedrohten herabfallende Steine die Pilger*innen auf ihrem 13 Kilometer langen Weg zum Tempel. 

Bedrohter Lebensraum durch Naturgefahren 

Jeden Tag sind Zehntausende Wallfahrer*innen darauf unterwegs: zu Fuss, auf Ponys, Eseln oder in der Sänfte. Die Gläubigen sind in Gruppen oder allein unterwegs, um im Tempel der Göttin Shakti zu huldigen und ihr ihre Bitten vorzutragen. Millionen von Inder*innen reisen jedes Jahr aus allen Teilen des Landes und aus dem Ausland an, um die Wallfahrt anzutreten. Von der Ortschaft Katra auf 760 Meter über Meer schlängelt sich der knapp zwei Meter breite Serpentinenweg an hohen Steilwänden entlang zum Tempel auf knapp 1600 Meter hinauf. Noch bis vor Kurzem setzten sich die Wallfahrer*innen neben den Strapazen der langen Reise und des beschwerlichen Fuss­marsches auch grossen Gefahren aus. Denn immer wieder lösten sich Steine und Felsbrocken aus der Felswand und stürzten auf den Tempelpfad. Für den Traum ihrer Pilgerfahrt setzten die Gläubigen also sogar ihr Leben aufs Spiel.

Erfolgreiche Zusammenarbeit mit örtlichen Behörden und Partnerfirmen 

Geobrugg ist eine Business-Unit der Gruppe BRUGG und spezialisiert auf die Entwicklung sowie die Fertigung von Schutzlösungen gegen Naturgefahren wie Steinschlag, Erdrusch, Murgang, Lawinen oder Küstenerosionen. Dank der engen Zusammenarbeit zwischen Geobrugg und den Behörden des Shri Mata Vaishno Devi Shrines erfolgte eine eingehende Analyse- und Planungsphase. Wegen der grossen Bedeutung des Tempels musste der Weg für die Gläubigen während des Baus begehbar bleiben, was eine zusätzliche Herausforderung darstellte. Bevor die Arbeiten begannen, musste das Material zu den Baustellen in den steilen Felswänden transportiert werden. Lediglich Seilwinden, eine kleine Seilbahn und Esel standen dem Team für den Transport zur Verfügung, um die Böschung zu sichern und die Steinschlagbarrieren zu installieren. Der Fels ist nun heute weitgehend mit Steinschlagbarrieren gesichert, die Böschungen sind befestigt. Damit ist nun für die Pilger*innen der Weg zum Tempel ungefährlich. Sie können sich unterwegs Zeit lassen und das spirituelle Erlebnis geniessen. Doch wie kommt es dazu, dass eine Schweizer Firma in Indien solche Problemlösungen erfolgreich anbieten kann?

Schrittweiser Marktaufbau in Indien

Aus der einstigen Kabelfabrik in Brugg ist mit der BRUGG Group eine international kontinuierlich wachsende Industriegruppe mit 2100 Mitarbeitenden geworden. Hauptbereiche sind Fernwärmetechnologie, Prozessleittechnik für Versorgung (Wasser, Abwasser, Gas, Strom, Fernwärme), Spezialkabel für E-Mobilität, Industrie sowie Windkraft, Leichtbau und Seilarchitektur, Aufzugs- und Hebemittel, Transportbahnen sowie Systeme zum Schutz vor Naturgefahren. Die Firma ist mit 20 Produktionsstätten und diversen Verkaufsorganisationen in den wichtigsten Industrieländern der Welt vertreten.

Bereits im Jahr 2002 gab es erste Projektarbeiten in Indien. Die damalige Marktbetreuung aus der Schweiz war jedoch wenig erfolgreich, da man zu wenig präsent und für die lokalen Behörden «bauchgefühlt» viel zu weit weg war. Deshalb wurden wenige Jahre später erste lokale Verkaufsmitarbeiter*innen eingestellt, und bald darauf folgte die Gründung der ersten BRUGG-Firma in Indien. Die lokale Kundenbetreuung zahlte sich aus, und der Umsatz wuchs kontinuierlich. Entscheidend waren die örtliche Unterstützung bei der Problemanalyse sowie der Planungssupport in enger Zusammenarbeit mit lokalen Partnern. Ein weiterer Erfolgsfaktor war unser hoher Anspruch an die Sicherheit bei den Installationsarbeiten, was sich zunehmend mit nachhaltigen Standards etablierte. 

Neueste Produktionsfabrik der Gruppe BRUGG im Herbst 2023 in Indien in Betrieb genommen 

Da der Import von diversen Gütern hohe Zölle verursachte und viele Projekte teilweise massiv verteuerte, lag der Fokus stets auf hochwertigen Anwendungen. Viele potenzielle Marktbereiche konnten nur schwer erreicht werden, weshalb man sich für eine lokale Produktion in Indien entschied. Aufgrund verschiedener Lieferkettenüberlegungen fiel nach längerer Standortevaluation im Frühling 2023 die Wahl auf Ranchi. Der Aufbau der Fabrik verlief dank bester Unterstützung durch die lokalen Behörden in Rekordzeit, und bereits im September wurde gemäss lokaler Tradition eine farbenfrohe Eröffnungsfeier mit allen Mitarbeitenden, Kundinnen und Kunden, Behörden und Partnern durchgeführt. Im Frühjahr 2024 musste die Produktionskapazität mit zusätzlichen Maschinen erhöht werden, da das neue Set-up rasch zu erfreulich höherer Nachfrage führte.

Parallel dazu erfolgt derzeit das Business-Development weiterer Produkte und Systemlösungen der BRUGG Group. Hierzu gehören beispielsweise Schnellladekabel für die E-Mobilität der Business-Unit BRUGG eConnect, Fatzer-Transportseile für Umlaufbahnen sowie Mess- und Sensortechnik für Wasserkraftwerke der BRUGG-Rittmeyer. Dabei bewährt sich die bereits installierte Basis als Sprungbrett beziehungsweise «Hub» für die anderen Business-Units der Gruppe, was die Markteinführungsprozesse beschleunigt und die Fixkosten minimiert.