Rund um Länderrisiken: Drei Fragen an Coface
Was sind eigentlich Länderrisiken?
Bei einem Länderrisiko aus Sicht eines Exportkreditversicherers wie Coface handelt es sich um die durchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit eines Exportkredits in einem bestimmten Land auf Sicht von sechs Monaten. Das wird gerne mit einem so genannten Länderrating verwechselt. Das Rating einer Ratingagentur ist allerdings eine Bewertung, die sich alleine auf die Ausfallwahrscheinlichkeit von Staatsanleihen bezieht. Es geht dabei also lediglich um die Nachhaltigkeit der Staatsverschuldung, während Länderrisiken deutlich weiter gefasst sind.
Was bedeutet die Benotung?
Die Coface-Skala geht von A bis E, wobei A ein sehr geringes Risiko für die Ausfallwahrscheinlichkeit darstellt und die Noten D und E für eine sehr hohe Ausfallwahrscheinlichkeit stehen. Im Fall von E warnen wir ausdrücklich vor Geschäften in diesen Ländern, da es sich um Länder auf einer US-Sanktionsliste oder inmitten eines unkalkulierbaren militärischen Konflikts handelt. A wiederum ist unterteilt in die Benotung A1 (sehr niedriges Risiko) bis A4 (angemessenes Risiko), um die Unterschiede in Industrieländern detaillierter darzustellen. Aktuell bewerten wir im Übrigen nur vier Länder mit A1 – dazu zählt auch die Schweiz. Deutschland und Österreich haben eine A3-Benotung, hier schlagen sich die Effekte des Ukrainekriegs, die hohen Energiepreise, die globalen Lieferkettenprobleme und Altlasten aus der Pandemie stärker nieder.
Wie kommt diese Risikoeinschätzung zustande und welche Rolle spielt hierbei Nachhaltigkeit?
Wir machen Risikoeinschätzungen für insgesamt 162 Länder weltweit. Dabei nutzen wir ein Modell mit sechs Säulen, die unterschiedlich gewichtet sind. Die erste Säule ist das sogenannte «Geschäftsklima»,sprich das institutionelle Umfeld in einem Land bzw. die Rahmenbedingungen, um Geschäfte zu machen (z. B.: Wie wird das Insolvenzrecht umgesetzt?). Eine weitere wichtige Säule sind «Zahlungserfahrungen»,zu der wir unsere eigenen Coface-Daten zum Zahlungsverhalten von Unternehmen heranziehen. Das Thema Nachhaltigkeit kommt besonders stark in der dritten Säule «Makroökonomie»vor. Hier geht es unter anderem um das Wirtschaftswachstum, die Inflation, Währungsrisiken und auch die Staatsverschuldung. Je nachhaltiger und damit auch stabiler eine Wirtschaft ist, desto höher ist die Benotung. Die vierte Säule sind «Politische Risiken»,die z. B. das Risiko von Konflikten sowie von sozialer und politischer Fragilität umfassen. Schliesslich gibt es noch die Säule der «Bankenrisiken» (Wie nachhaltig sind die Liquiditätspuffer und wie hoch ist das Solvenzrisiko?) und zu guter Letzt die «Umweltrisiken».Zu Umweltrisiken zählt die Anfälligkeit für den Klimawandel – z. B. für ein Land, das stark von der Landwirtschaft abhängig ist, sodass Dürren oder Überschwemmungen eine grosse Gefahr darstellen. Darüber hinaus bewerten wir Indikatoren zur Bewältigung des Klimawandels und auch die Übergangsrisiken von Ländern, die mit den regulatorischen Änderungen zur Bekämpfung des Klimawandels zurechtkommen müssen.Schliesslich wird die Benotung noch einmal von einem Experten überprüft und bei Bedarf angepasst, denn nicht alle wirtschaftlichen Aspekte, z. B. politische Entscheidungen zur Energieversorgung, spiegeln sich unmittelbar in den Daten wider.
Hier finden Sie die vollständige letzte Studie:
Country & Sector Risk Barometer – Juni 2022 / Publikationen / News und Publikationen – Coface