Exportwachstum trotz Lieferkettenproblemen

Südkorea nimmt für die Schweizer Exportwirtschaft insgesamt eine untergeordnete Rolle ein. Nur ca. 0,2 Prozent aller Warenexporte gehen nämlich dorthin. Für vereinzelte Branchen wie die Sektoren Mess- und Kontrollinstrumente sowie Maschinenbau (2 bis 2,5 Prozent) oder die Bereiche Elektronik und Elektrotechnik (1 bis 1,5 Prozent) ist die Bedeutung der ostasiatischen Volkswirtschaft leicht höher. Der höchste Anteil an Exporten verzeichnet Südkorea in der Uhrenbranche. Letztere exportierte 2021 etwas über 3 Prozent ihrer Waren nach Südkorea. Vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie waren es sogar über 4 Prozent.

Die Uhrenexporte nach Südkorea haben sich deutlich dynamischer entwickelt als im Durchschnitt, wie in der unten stehenden Abbildung ersichtlich ist. Die Covid-19-Pandemie hat ihnen im Jahr 2020 einen herben Dämpfer versetzt. 2021 haben sie sich dann aber wieder erholt. Aktuell sieht es aus, als würde die sich Bedeutung Südkoreas für die Schweizer Uhrenindustrie 2022 auf einem Niveau leicht über 3 Prozent einpendeln.

Insgesamt setzten die Uhrenexporte ihre Erholung in den letzten Monaten fort und erreichten im März mit über 2 Mrd. CHF einen neuen Höchstwert. Die USA lösten Hongkong im Jahr 2021 als wichtigsten Abnehmermarkt ab und verzeichneten auch in den letzten Quartalen starke Umsatzsteigerungen. In Europa scheinen die Konsumenten ihre Kaufstimmung ebenfalls wiedergefunden zu haben. In Hongkong ging die Erholung derweil nur schleppend voran, und die Exporte nach China waren sogar rückläufig. Die Politik der Null-Toleranz gegenüber Covid-19 und eine gedrückte Konsumentenstimmung lassen dort keine rasche Verbesserung der Situation erwarten.

Auch die Entwicklung der Pharmaexporte war im 1. Quartal 2022 positiv mit einem Wachstum von 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Zwar nahmen die Exporte in den wichtigsten Abnehmermarkt, die USA, erneut zu (+15 Prozent), aber Rückgänge der Ausfuhren nach Deutschland, China und Spanien wirkten bremsend. Nachdem die Pharmaexporte nach Spanien im Jahr 2021 infolge der Impfstoffherstellung extrem stark gestiegen waren, näherten sie sich jüngst wieder ihren vorpandemischen Werten. Generell dürften sich die Pharma­exporte auch in den kommenden Monaten positiv ent­wickeln, Wachstumsraten wie 2020 oder 2021 sind jedoch nicht mehr zu erwarten.

Zuletzt verzeichneten auch die MEM-Exporte im 1. Quartal 2022 ein Wachstumn. Dabei konnten alle wichtige Exportmärkte ausser die USA im Vergleich zum Vor­quartal zulegen. Derweil rechnet die grosse Mehrheit der von der Konjunkturforschungsstelle (KOF) der ETH Zürich befragten MEM-Unternehmen mit höheren Einkaufs- und Verkaufspreisen in den kommenden Monaten. Dies deutet darauf hin, dass die Unternehmen die höheren Produktionskosten zumindest teilweise an ihre Kunden weitergeben werden. Gleichwohl bergen Lieferkettenprobleme und mögliche Produktionsausfälle in China infolge von Covid-19-Lockdowns Risiken für die MEM-Exporte.

Denn die positive Entwicklung der Exporte täuscht darüber hinweg, dass viele Unternehmen stark von Schwierigkeiten in den Lieferketten gefordert werden. Gemäss den Teilnehmenden an unserer monatlichen Einkaufsmanagerbefragung befürchten 62 Prozent der Unternehmen in den nächsten sechs Monaten Produktionsausfälle, weil es an Vorleistungen oder Rohmaterialien fehlt. Eine rasche Rückkehr zur Normalität im Einkauf ist zudem nicht in Sicht: 80 Prozent der Einkaufsmanager gehen davon aus, dass die Rückkehr zum Normalzustand erst im kommenden Jahr oder danach erfolgen wird.

Starke Entwicklung der Uhrenexporte nach Südkorea Entwicklung
Uhrenexporte nach Südkorea und in andere Länder, indexiert, 1998 = 100
Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse
Höhere Einkaufs- und Verkaufspreise erwartet
MEM-Exporte pro Quartal in Mio. CHF, nach Ländern, saisonbereinigt; Saldo zwischen Unternehmen, die eine Erhöhung der Einkaufs-/Verkaufspreise erwarten, und denjenigen, die eine Senkung erwarten, in %
Quelle: Eidgenössische Zollverwaltung, Credit Suisse